65. Fuss Etappe: Sesvennahütte - Rojen

Streckenlänge: 13 km
Reine Marschzeit: 4 h 40 min
Höhenunterschiede: +859 m - 1'161 m
Bewertung: T3+
Teilnehmer: Rösli und Ernst Hofer, Emilia und Hansjörg Giger
Routenverlauf:
Sesvennahütte (2'258 m) - Schlinigpass (2'300 m) - Seelein
(Pt. 2'579 m) - Rasasspitze (2'941 m ) - Rio Vallunga - Wegpunkt (2'017 m) - Rojental - Rojen di Dentro (2'000 m)


Das fast verlassene Rojental
  1. Auf der heutigen Etappe gibt es wieder einmal einen fast 3000er. Um von der Sesvennahütte ins Rojental zu gelangen, müssen wir über die Rasasspitze 2'941 m steigen. Unweit der Hütte beginnt der Aufstieg. Nach einem Vorgipfel erwartet uns ein Grat mit teilweise leichter Genusskletterei.
  2. Das Rojental verläuft vom Reschenpass in Richtung südsüd-west hin zur Sesvennagruppe und grenzt direkt an die Schweiz. Rojen selbst ist ein ganzjährig bewohnter Weiler auf 2000 m Höhe mit 13 Einwohnern. Es gehört zur Gemeinde Graun im Vinschgau, jener Ortschaft mit dem Kirchturm, der aus dem Reschenstausee ragt. Als Kunstwerk wertvoll wird Rojens gotisches Kirchlein, erbaut zwischen dem 13. und 14. Jahr-hundert, beschrieben. Vor allem wegen den 1967 vollständig aufgedecktem Fresken. Im Winter liegen in Rojen manchmal bis zu 3 m Schnee und dann kommt niemand mehr rein oder raus. Die Bewohner legen deshalb Vorräte bis zu 2 Wochen an.
Der Alpengasthof "Bergkristall" in Rojen.
  1. Dieser Abschnitt ist dem Wirt vom Alpengasthof "Bergkristall" gewidmet. Das sind wir ihm schuldig.
    Als wir ihn ein paar Tage zuvor angefragt hatten, ob wir bei ihm übernachten könnten meinte er:"Ja sicher, das könnts ihr schon, aber wir sind halt ein sehr bescheidenes Hotel". Was glaubt er? Wir sind ja Berggänger mit Rucksack, hohen Berg-schuhen und nicht gerade den saubersten Kleidern. Zudem für Euro 38.00 Halbpension, stellt man auch keine hohen An-sprüche.
  1. Bei der Ankunft in Rojen sind wir schon einmal überrascht. Das Hotel sieht ja äusserlich ganz adrett aus, mit vielen Blumen liebevoll geschmückt. Der Wirt Hans Maas begrüsst uns herz-lich. Er sieht allerdings sehr wild aus, mit langem grauen Bart, Alter schwer zu schätzen 60 , 70 aber vielleicht auch älter oder jünger. So könnte der Alpöhi ausgesehen haben. Dann zeigt er uns die Zimmer. Von wegen bescheiden. Es sind helle, schön gepflegte Zimmer, zwar ohne Dusche aber mit toller Aussicht und einem grossen Balkon. Zudem die Etagendusche kann sich sehen lassen. Nach dem Einrichten möchten wir erst einmal den Durst löschen. Der Wirt bringt uns dazu etwas Käse und fragt dabei, was wir denn beim Nachtessen als Vorspeise wün-schten. Wir hätten die Auswahl zwischen Pilzrisotto, Teigwaren mit Pilzen oder Ragout oder dann Polenta. Wie bitte, denken wir. Das ist doch normalerweise eine Hauptspeise; wie sieht denn diese aus? Vor dem Nachtessen bittet er uns, mit ihm in das Kirchlein zu kommen. Jeder der Bewohner von Rojen müsse ein Jahr lang um 6 Uhr morgens und 6 Uhr abends die Kirchenglocken läuten. Dieses Jahr sei er dran. Jemand von uns könne die zweite Glocke betätigen. Es tönt zwar nicht sehr harmonisch, aber zumindest haben wir uns Mühe gegeben.
    Um 18:30 Uhr ist es soweit. Jetzt wissen wir was es als Haupt-gang gibt. Tiroler-Knödel, Rindsbraten und viererlei Gemüse. Beim Nachtisch können nicht alle mehr mithalten. Wir hätten zur Auswahl diverse Kuchen, Strudel, Früchte und verschie-dene Cremen. "Jo, dann nehmts halt einen Treber (Grappa), der ist gut für die Verdauung" meint Hans Maas.
    Das Frühstück beginnt so, wie das Nachtessen geendet hat. Wir sind ja nur zu viert, aber das Büffet ist so reichhaltig, dass man eine ganze Kompanie damit versorgen könnte. Von selbst-gesuchten Beeren, Yogurt, Honig, diversen Marmeladen, di-versen Käsesorten, Speck und verschiedenen Würsten ist alles zu haben. Weil wir beim besten Willen nicht alles essen können rät uns Hans Maas: "Nehmts doch noch etwas mit auf den Weg, da seits ihr sicher froh drum." Beim Abrechnen stellen wir fest, dass wir den Wein vom Vorabend noch nicht bezahlt hatten. "Jo, des passt schu, schliesslich habts ihr ja einen Eintrag in das Gästebuch gemacht" dies die Aussage. Bei soviel Gross-zügigkeit müssen wir uns einfach auch mit einem grosszüg-igen Trinkgeld erkenntlich zeigen.

Die Rasasspitze 2'941 m (Bildmitte)

Nochmals Aufstieg.


Und auf der anderen Seite geht es wieder runter.




Das 13 Seelen-Dorf Rojen
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Am Aufstieg zur Rasasspitze.

Gipfel erreicht.


Für uns langsam Routine. Wieder einmal müssen wir einen Bach-steg überqueren.


Und unser Alpengasthof "Bergkristall". Wahrlich ein Kristall!